Für das ABC Foto Buchstabe N habe ich eine Nissenhütte gewählt. Gesehen habe ich diese im Freilichtmuseum Kiekeberg bei Hamburg.
Zuerst möchte ich erwähnen, das der Begriff Nissenhütte nicht mit den Kopfläusen und deren Eiern in Verbindung steht. Sie wurde 1916 von dem kanadischen Ingenieur Peter Nissen entwickelt.
Ursprünglich diente sie im ersten Weltkrieg als mitlitärische Unterkunft und Lagerraum. Die Hütten galten als schnell und einfach aufzubauen (4 bis 6 Soldaten konnten so eine Hütte in ca. 4 Stunden errichten).
Nach dem zweiten Weltkrieg wurden Nissenhütten in vielen deutschen Städten als provisorische Notunterkünfte für Ausgebombte, Vertriebene, Obdachlose und Flüchtlinge gebaut.

Die Hütte besteht aus einem tonnenwölbigem Bogen aus Stahlstützen und wurde mit Wellblech verkleidet. Die Stirnseiten sind aus Bretterwänden mit Tür und Fenster gefertigt. Sie hatten eine mehr als einfache Ausstattung, gekocht werden musste draußen und es gab auch keine eigenen sanitären Einrichtungen.



Ich hoffe Ihr könnt alles lesen. Das ist Glas und die Beleuchtung und die Spiegelungen haben das Fotografieren etwas erschwert
Ich fand es ziemlich be- und erdrückend in dieser Hütte und mir war sehr beklommen zumute. Ich kann mir nicht mal annähernd vorstellen wie es damals gewesen sein muss…
Aber das wird wohl allen so gehen, die die Schrecken vor, während und nachdem Krieg nur vom Erzählen und aus der Schule kennen.
Und dann fand ich dort in dieser trostlosen Hütte etwas Berührendes und Hoffnungsvolles.
Lebendiges Andenken

Eine Bewohnerin des Lagers Hastedtplatz soll damals gesagt haben:
„Man hat uns alles kaputtgemacht, aber wir maches es uns jetzt wieder schön!“
Und dann hat sie zwei Pappeln in ihren Vorgarten gepflanzt (Bild oben).
Zwischen den Häusertrümmern der Hoppenstedtstraße hatte sie die Zweige entdeckt, sie mitgenommen, schräg angeschnitten, ins Wasser gestellt bis diese Wurzeln bildeten.
Die Hütten sind verschwunden aber die beiden Pappeln stehen noch heute als einzige Zeugen der Nissenhüttenzeit auf dem Hastedtplatz.
Hier (die gute Stube) und hier habe ich bereits über den Kiekeberg erzählt.
Liebe Grüße, bis zum nächsten Mal
Kirsi
Mein Beitrag für das ABC Foto bei Elfi
Liebe Kirsi,
danke für diesen Bericht. Mein erster Gedanke war auch der an Kopfläuse und ich frage mich wirklich, ob es notwendig gewesen ist, die Unterkünfte nach diesem Herrn Nissen zu benennen. Das war sicher kein besonders schönes Leben dort, aber besser als gar kein Dach über dem Kopf. Wenn ich momentan die schrecklichen Bilder aus Gaza sehe, frage ich mich, wie man das jemals wieder aufbauen soll. Und trotzdem hat man das Gleiche nach dem Zweiten Weltkrieg auch in Deutschland geschafft. Und bin dankbar, dass ich erst 1953 im Westen Deutschlands geboren wurde und seitdem keinen Krieg mehr erleben musste. Ich hoffe sehr, es bleibt dabei.
Herzliche Grüße – Elke
Das sind interessante Bilder und Informationen. Ich habe das nicht gekannt.
Ja, wir können uns das gar nicht vorstellen, so leben zu müssen. mich bewegt es auch immer sehr, wenn ich die vielen schlimmen Informationen in den Nachrichten sehe.
Liebe Grüße von Heidi aus Franken
So ein interessanter Bericht, liebe Kirsi. Ich wollte schon lange mal ins Freilichtmuseum am Kiekeberg, hätte dort aber nur alte Bauernhäuser vermutet. In diesen Hütten leben zu müssen, war bestimmt belastend. Sie waren kaum mehr als ein Dach über dem Kopf, aber immer noch besser als nichts. Vielen Dank für’s Zeigen und liebe Grüße
Susanna