Viehaustrieb in Wildemann

Viehaustrieb in Wildemann

Heute wird es traditionell bei mir, ich nehme Euch mit zum Viehaustrieb in Wildemann. Es geht vor allem um das rote Harzer Höhenvieh, welches auf der roten Liste der bedrohten Haustierrassen steht.
Nach Corona durfte dieser Umzug das erste Mal wieder stattfinden und zum ersten Mal mit einem neuen Land- und Forstwirt, welcher die Tiere letztes Jahr übernommen hat und nun versucht die Population etwas zu Vergrößern und auf diese schöne typisch Harzer Rasse aufmerksam zu machen.

Damenkapelle
Die sogenannte Damenkapelle – noch grasen alle ganz friedlich und ahnen nichts vom Umzug der bald losgehen wird

Wir waren dabei, vor allem weil mein Mann die 2 Kaltblutdamen von dem Landwirt führen sollte. So haben wir das dann gleich zum Anlass genommen einige schöne Tage mit unseren Freunden im Harz zu verbringen. Ebenfalls ganz traditionell die beiden Pferde mit einem schönen Kumtgeschirr und mein Mann mit blauen Kittel und rotem Halstuch.

Falk und Kaltblutpferde
Anni – Rheinischdeutsches Kaltblut – Falk – Maja – Schleswiger Kaltblut

Es geht los 😉

Viehaustrieb mit Damenkapelle
Ganz besonders froh macht das Kälbchen, welches ganz brav bei der Mama geblieben ist!
Damenkapelle Harzer Höhenvieh
Eigentlich sollte die Dame mit dem Kopfschmuck vorangehen, aber die war wohl zu bummelig und wurde überholt von Mama und Kalb
Umzugswagen beim Viehaustrieb

Wildemann ist wirklich ein klitzekleiner Ort (ganz in der Nähe von Clausthal-Zellerfeld) und wir waren alle erstaunt, was die Vereine alles an Umzugswagen auf die Straße bekommen haben. Das finde ich richtig klasse, denn da steckt sehr viel Arbeit hinter.
Auf einige „Mitgeher-innen“ möchte ich noch etwas näher eingehen.

Das habe ich noch nie in echt gesehen! Eine Kuh-Pferd-Anspannung. Dies Gespann sorgte für viel Staunen bei den Besuchern.
An der Seite von dem Mann seht Ihr einen Harzer Fuchs – eine alte Hütehundrasse aus dem Harz.

Pferd und Kuh Anspannung
Falk hat sich danach mit dem Kutscher unterhalten und er hat erzählt, das die beiden Tiere sich so mögen und ja dann wollte er es halt mal versuchen und es hat geklappt. Pferde waren damals sehr teuer, die meisten Bauern hatten Kühe und Ochsengespanne.

Die Kiepenfrau

Harzer Kiepenfrauen
Die Frau hinten rechts trägt keine Kiepe sondern hat ihr Baby vor dem Bauch

Sie waren zäh, duldsam und anspruchslos und transportierten Lasten von über 40 Kilogramm in ihren auf dem Rücken getragenen Weidenörben. Die Kiepenfrauen waren die frühen Botendienste des Harzes und seines Vorlandes und das bis in das erste Drittel des 20. Jahrhunderts.
Mehrfach in der Woche waren die Kiepenfrauen bei jedem Wetter kilometerweit zwischen den Dörfern und der Stadt unterwegs (bergauf und bergab).
Oft waren es Frauen von Bergarbeitern und ihr Lohn wurde dringend in den Familien benötigt, dabei war es wohl sehr, sehr wenig was sie verdient haben.
Es gibt einige Denkmale im Harz, welche an das harte Leben der Kiepenfrauen erinnern.

Tinker mit geflochtenem Schweif
Zum Schluss die stolze Besitzerin auf ihrer Tinkerstute. Hat sie de Schweif nicht hübsch geflochten und mit Blumen verziert?

Danach sind wir dann irgendwann in unsere Ferienwohnung gegangen und überlegten uns dann noch einige Wanderungen für die nächsten Tage.

Aussicht vom Balkon
Abendstimmung im Harz
Und wenn dann die Sonne untergegangen ist, dann durfte es auch mal ein
Aperol
Gläschen sein …

So das war es jetzt erstmal zum Viehaustrieb in Wildemann.

Liebe Grüße

Kirsi

Verlinkt bei Elkes Naturdonnerstag, My Corner of the World, Kristinas Monatsspaziergang, Skywatch Friday, Galerie Himmelsblick, Freutag und Sommerglück Linkparty,

32 Gedanken zu “Viehaustrieb in Wildemann

  1. Ich lausche deinen Worten und finde das alles sehr interessant und die ganze Erzählung ist mit tollen Bildern untermalt. Zu guter Letzt ein atemberaubend schöner Sonnenuntergang – Wow, was für ein grandioses Bild, darauf muss man wirklich anstoßen: Prost!
    LG Heidi

  2. Liebe Kirsi,
    was für ein tolles Erlebnis! Stimmt, ich hätte so etwas ebenfalls eher in Süddeutschland vermutet… schön zu sehen, dass die alten Haustierrassen noch erhalten bleiben. Das hätte ich mir gerne auch in echt angeschaut und viele Fotos gemacht 🙂
    Viele Grüße sendet Kristina

  3. Liebe Kirsi,
    im Harz hätte ich jetzt nicht mit einem Viehauftrieb als Event gerechnet. Warum eigentlich nicht? Vermutlich weil man derart nur mit viel Getöse und Tamtam aus Bayern, der Schweiz und Österreich kennt. Dabei gab und gibt es fast überall Vieh, das auf die Weide will. Wenn es darf. Es freut mich jedenfalls dass man doch immer öfter wieder Vieh auf den Weiden sieht. Diese besondere Harzer Kuhrasse muss ich gleich meinem Bruder weitersagen, der ist immer am Erhalt alter Rassen und Sorten, sei es Vieh oder Obst, interessiert. Und das ungleiche Gespann aus Pferd und Kuh ist die Schau 🙂
    Dein Abendbild mag ich besonders gerne und stoße gerne mit dir an.
    Liebe Grüße, heike

  4. Liebe Kirsi,
    danke für diesen großartigen Bericht. Als Kind habe ich in Bayern mal Almauftriebe erlebt, aber wann sieht man so etwas heute noch? Und im Harz hätte ich damit jetzt nicht gerechnet. Dein Mann ist ja ein richtig fescher Bursche und macht sich prima zwischen Anni und Maja. Ein Gespann aus Pferd und Kuh hätte ich mir auch nicht unbedingt vorstellen können. Solche traditionellen Veranstaltungen haben schon einen ganz besonderen Reiz. Und ich bin sicher, dass die Menschen dort noch einen ganz anderen Bezug zu ihren Tieren haben als in Großmastbetrieben und das macht den Unterschied, ganz egal, ob das Vieh irgendwann zum Schlachter muss oder . . . ? Was eigentlich ‚oder‘? Die Menschen werden nicht wieder alle zu Vegetarieren werden, denn das waren sie noch nie.
    Das Abendfoto mit dem Sonnenuntergang ist auch wunderschön.
    Herzliche Grüße – Elke

    1. Schön das Dir mein Post gefallen hat liebe Elke. Ja das Verhältnis ist ganz anders, das durften wir auch erleben, als wir in den Stall reinschauen konnten. Daher unterstütze ich diese Landwirte wirklich gerne wenn ich denn schon mal Fleisch kaufe – denn so ganz ohne möchten wir doch nicht leben, aber gut gelebt soll es dann haben

  5. Welch ein interessanter und informativer Post, liebe Kirsi…diese Traditionen und das entbehrungsreiche und schwere Leben der Kiepenfrauen war mir unbekannt. Die tollen Bilder der tierischen Teilnehmer und alle Erklärungen dazu habe ich genossen bzw. gerne gelesen. Dein Mann sieht klasse aus zwischen den herausgeputzten Kaltblütern.
    Lieben Gruß von Marita, die dir ein feines Wochenende wünscht

    1. Ja das mit den Kiepenfrauen das habe ich auch nicht gewusst und deshalb musste ich einfach auf ihr Leben eingehen – heute gar nicht mehr vorstellbar was diese Frauen geleistet haben.
      Schön das Dir mein Beitrag gefällt liebe Marita

  6. Liebe Kirsi,
    was für ein schöner interessanter Post! Diese Art von Traditionen mag ich sehr, sehr gern und ich freue mich, dass ihr bei dem spannenden Viehaustrieb so hautnah dabei wart und Falk die zwei hübschen Kaltblutdamen vom Landwirt geführt hat. Sehr süß das Kälbchen und wirklich toll, dass sich Kuh und Pferd so gern mögen, dass sogar die Kuh-Pferd-Anspannung geklappt hat! Ich hatte große Freude an deinem Beitrag und hoffe, dass diese hübsche Kuhrasse erhalten bleibt!
    Danke für deine lieben Kommentare bei mir. Du hast mich gefragt, ob wir auch solche Unwetter wie ihr hatten. Deine Schilderungen klingen echt heftig. Hier gab es zwar auch Gewitter, aber zumindest in unserem Bereich war alles relativ moderat. Einen Blumenkasten hat es von der Brüstung geweht, aber sonst ist nichts passiert, und heute war es zwar trüb und (angenehm) kühl, aber ich denke, der Regen ist schon wieder vorbei…
    Herzliche Sommergrüße ☀️ und alles Liebe, Traude

    1. Na dann ist es ja gut das es bei Euch nicht ganz so heftig zugegangen ist. Regen ist ja sehr gut, aber dieses Mal war es richtig heftig hier.
      Schön das Dir mein Beitrag gefallen hat liebe Traude – ich fand die Idee auch so schön und das so etwas erhalten bleibt.

  7. Was für ein spannender und toller Bericht liebe Kirsi
    Brauchtum von der schöneren Art . Das Gespann von Pferd und Rind ist etwas ganz besonderes und dann noch in Begleitung mit dem Hirtenhund – da geht einem das Herz auf.
    Herzlichen Dank, dass wir ein bisschendaran teilhaben durften
    Ayka mit Erika

  8. Schon allein der Name, da musste ich grinsen. Wildemann….und beim Bild mit Falk, der Wildemann in Wildemann, der geht den Trieb echt schicke an *gg* Bin blöd, ich weiß, aber musste einfach sein. Das finde ich ja toll dass ihr das mitmachen konntet. Kann ich mich nur noch aus der Kindheit in Österreich dran erinnern. Schon klasse wenn die Leute da auch noch ihre Tradition beibehalten und dazu noch „feiern“ Eine schöne Rasse, die gefällt mir und besonders klasse das Gespann. Das ist ja auch ideal und genial für die Weide, denn Kühe fressen ja auch dort wo Pferde mal geäpfelt haben.

    Hattet ihr echt eine schöne Zeit und habt es euch gutgehen lassen. Da freue ich mich für euch und danke dir dass du uns so schön bebildert mitgenommen hast.

    Hoffe es ist bei euch soweit im Keller alles trocken geblieben.

    Habt ein tolles Wochenende und ganz liebe Grüssle

    Nova

    1. Hab Deinen kleinen Reim gleich „vorgetragen“ lach und Falk bedankt sich sehr. Ja in Österreich oder auch Bayern da ist das sicherlich auch viel größer.
      Ja jetzt ist der Keller trocken (zum Glück), Nachbarn hat es doch heftiger erwischt.
      Auf den wilden Mann komme ich beim nächsten Post noch zu sprechen! Den habe ich nämlich im Foto

  9. Liebe Kirsi,
    du hast tolle Fotos für uns mitgebracht und ich finde es toll, dass dieses Brauchtum noch erhalten ist und gepflegt wird. Es erinnert mich an einen Urlaub in der Schweiz, als ich Kind war. Dort wurden die Kühe zum Almabtrieb mit Blumen geschmückt und es war auch wie ein Volksfest. Dein Mann sieht schmuck aus in der Tracht mit den Pferden zu beiden Seiten. Da muss er sich ja schon auskennen, um sie zu führen.
    Vielen Dank für diesen schönen Beitrag! (Jetzt hab ich Appetit auf dieses leckere orange Sommergetränk )
    Liebe Grüße
    Susanna

    1. Vielen Dank für Deine lieben Worte. Ja so etwas ist schön wenn es denn genügend Hände zum Helfen gibt, denn es steckt so viel Arbeit drin, deswegen haben wir das gerne unterstützt und auch „Werbung“ dafür gemacht.

  10. Ich stehen solchen Dingen etwas skeptisch gegenüber, denn letztendlich landen diese Tiere doch im Kochtopf.
    Eine Kuh muß jährlich ein Kalb auf die Welt bringen und wenns ein Männchen ist, gehts gleich in die Mast usw.

    Auf jeden Fall hattet Ihr schönes Wetter und ja so einen Heuwagen, das hatten wir auch, da sind wir dann im Wagen auf das Feld gefahren, dann wurde aufgeladen und wir durften ganz oben nach hause fahren.
    Heute undenkbar, wenn da etwas passiert wäre und der Wagen umgefallen wäre, aber es ist nie etwas passiert, gottseidank.

    Ich wünsche dir ein wunderschöne und sonniges Wochenende.
    Wir gehen morgen und am Sonntag große Radtouren machen und ich freue mich „tierisch“ drauf.
    Liebe Grüße Eva

    1. Ja das stimmt, diese Tiere werden geschlachtet, da Du schon so lange vegetarisch lebst ist das bestimmt ein nicht so schöner Gedanke, das kann ich mir gut vorstellen. Wenn ich weiß das die Tiere gut gehalten werden (hier werden keine Tiere gemästet – funktioniert bei den alten Rassen gar nicht gut und alle werden aufgezogen ohne verkaut zu werden) dann esse ich gerne mal ein wenig Fleisch und unterstütze die Landwirte gerne.

  11. This is amazing. I had never thought of anybody except the American West having cattle drives. It looks like Germany may have been doing it before America was even colonized.
    The cows are beautiful, I love the herding dog.
    I also love how everybody is dressed up and making an event out of it.
    The horse/cow wagon team is unique!! never seen that before.
    Great post.

  12. Vielen Dank für diese informative Reportage, liebe Kirsi. Das Gespann Pferd/Kuh ist ja etwas ganz Besonderes. Und das Bild mit der untergegangenen Sonne sieht traumhaft aus.
    Herzlich, do

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